Tradition in Bewegung

Traditionalisten machen sich verdächtig, wenn sie nostalgisch einzelne Elemente wie Uniformen pflegen und damit den Blick von der Gegenwart abwenden und von der Gestaltung einer Utopie.

 

Wir verbinden mit traditionellem Handwerk eine Besinnung darauf, daß wir „auf den Schultern unserer Vorfahren stehen“ und unseren Nachkommen eine möglichst entscheidungsreiche Zukunft übergeben wollen. In der Weberei etwa kann Arbeit sinnvoll erlebt werden, weil das Produkt von Anfang bis Ende selbst gestaltet und nicht für einen Markt entfremdet wird.

 

Gerade beim Weben liegt die Erinnerung an Weberaufstände gestern und faire Herstellungs- und Vertriebsbedingungen heute auf der Hand. Es gilt jeweils Zweck und Bedingtheit von Tradition zu beachten und die Körperlichkeit von Arbeit und deren Naturbezug zu erfahren. Solchem traditionalen Handeln wohnt längerer Genuß und Brauchwert inne als Wegwerfprodukten. So kann uns bewußt werden, daß selber machen, den „Verzicht“ auf einige Stunden Erwerbsarbeit lohnt und das weniger an Geld gut ausgleichen kann. So verbinden sich Tradition mit Zukunftsmöglichkeiten und öffnen Blick und Horizont.

 

Im Handwerk ist noch offensichtlicher, daß die Materialien der Natur entnommen werden und danach als neuer Rohstoff zurück gehen. So wird Lehm am Ende wieder zu Acker oder zu neuen Bauwerken. Nachhaltigkeit klopft ans Bewußt-werden.

Ähnlich ist es mit selbst organisiertem bal folk, wo mehrere Jahrhunderte alte Rhythmen teils mit jazzigem Appeal zu Bewegung anregen. Bei den Gruppentänzen läßt sich Solidarität und die Wichtigkeit menschlichen Miteinanders erleben.